Buch des Benno Charle von 1787
Buch des Benno Charle von 1787

Die Geschichte der Grünbacher-Schlossbrauerei

Das Brauwesen in Grünbach ist mit der Braugerechtigkeit von 1723 seit dem frühen 18. Jahrhundert urkundlich nachzuweisen. Andere Dokumente verweisen aber auf eine viel ältere Brautradition in Grünbach. Vermutlich wurde bereits mit der Ansiedlung von Franziskanermönchen im Ort um 1500 dort regelmäßig gebraut.

In der Ära des Grafen Seinsheim wurde in Grünbach viel für den Fortschritt getan. Er holte den qualifizierten Verwalter und Braumeister Benno Scharl 1787 hierher, um den abgewirtschafteten Gutsbetrieb und die marode Brauerei in Schwung zu bringen. Was dieser geniale Braupionier und Verfechter des Reinheitsgebotes in Grünbach innerhalb eines Vierteljahrhunderts schaffte, erscheint märchenhaft.
Die Brauerei in ihrem heutigen äußeren Erscheinungsbild und Umfang ist sein Werk.

 

Sudanweisung
Sudanweisung

Die Seinsheim-Ära ging 1887 zu Ende. Das Gut mit Brauerei wechselte mehrmals die Besitzer, darunter waren auch professionelle Gütermakler und Spekulanten.

Durch den häufigen Wechsel kamm das Gut Grünbach 1913 unter den Hammer.

 Die Fa. Gebrüder Himmelsbach aus Freiburg i.B. stieg ein, ging aber bereits 1927 in Konkurs.


Im Jahr 1927 wurden Schloss Grünbach und die Brauerei getrennt verkauft. Die Brauerei erwarb das Paulaner–Bräu aus München, das die treue Grünbacher Kundschaft innerhalb einer Woche übernahm, um die Brauerei aber gleich wieder abzustoßen. Zu dieser Zeit war der Unternehmer August Stadlmaier aus Erding schon im Weißbier-Geschäft vertreten, obwohl Weizenbiere landläufig erst im Kommen waren. Da Stadlmaier in Erding räumlich beengt war, nahm er die Gelegenheit war und stieg sofort in Grünbach ein.

 

Weißbier konnte ja auch hier gebraut werden, und so konnte er die Produktion bedeutend steigern, unter dem Firmennamen „Weißes Bräuhaus Erding“. Leider war die großzügig angelegte Stadlmaier-Ära nur ein Strohfeuer. Bereits im Jahre 1929 war sie am Ende - Konkurs. Ein Schock für die Allgemeinheit und für jedermann unverständlich.

Werbung für die Champagnerweisse 1950
Werbung für die Champagnerweisse 1950

 Nach dem Zusammenbruch des Weißen Bräuhauses Erding stand die Schloßbrauerei erneut zum Verkauf an. Auf Initiative von Hermann Noll wurde eine GmbH gegründet. Es war ein ganzes Bündel von Mitgesellschaftern und durchwegs Brauereibesitzer.

 

Es beteiligten sich das Auerbräu Rosenheim, die Schloßbrauereien Mering, Heimhausen und Jettenbach sowie Schnitzelbaumer Traunstein, Fuchsbüchler Palling, Reiter Wartenberg und Holzlechner in Lengdorf.

 

Diese Brauereien wollten sich dadurch eine Bezugsquelle für Weißbier sichern, das damals nur in kleinem Umfang vom Konsumenten verlangt wurde und so den meisten eine Eigenherstellung zu riskant und unrentabel war.

Herman Noll
Herman Noll

Hermann Noll, als Begründer der Schloßbrauerei GmbH, widmete sich Kraft seiner ganzen Persönlichkeit der Brauerei und machte ihr mit dem Weißbier Altweizengold einen guten Namen. Eines der ersten Vorhaben von Hermann Noll war es, die Brauerei möglichst in ein Familienunternehmen umzuwandeln.

 

Es gelang ihm, die Masse der Mitgesellschafter zu reduzieren, so dass für den Betrieb der Status einer Körperschaft erhalten blieb. Er verstarb am 07.10.1969 im 75. Lebensjahr. Ein Leben voller Schaffenskraft war hiermit zu Ende.


Seine beiden Söhne waren an der Ostfront geblieben. So trat die Familie seines Neffens, Dr. med. Hans Noll, das Erbe an. Dank einer positiv eingestellten Belegschaft lief die Brauerei störungsfrei weiter.

 

Als im Jahre 1990 die Inhaber der Brauerei, Dr. Hans und Dr. Margot Noll, kurz hintereinander verstarben, übernahm Sohn Alexander in dritter Generation die Brauerei. Viel wurde seither investiert und mit dem Neubau des Reifekellers im Jahre 2002 hat die Erneuerung des Betriebes ihren vorläufigen Abschluss gefunden.

 

 

Ein starker Wettbewerb sowie wachsende Anforderungen an Marketing, Vertrieb und Logistik veranlassten Alexander Noll im Jahre 2013 nach einem Partner Ausschau zu halten. Dieser sollte den Herausforderungen des Biermarktes gewachsen sein und auch das Potenzial der Brauerei erkennen, um gemeinsam weiter in die Marken-Revitalisierung und Expansion investieren zu können.  

Mit dem gräflichen Brauhaus Arco-Bräu in Moos, im Familienbesitz von Riprand, Graf von und zu Arco-Zinneberg, wurde dieser Partner gefunden. Und hier schließt sich historisch auch ein Kreis: Denn Schloss Grünbach, Namensgeber der Brauerei, befand sich zwischen 1581 und 1718 im Besitz der gräflichen Familie Preysing-Moos, die Vorfahren von Graf Arco waren.

 

Seit dem Einstieg von Arcobräu ist viel passiert. Nur zum Guten. Unter der Federführung von Brauereidirektor Holger Fichtel und seinem Team in der neuen Weißbier-Manufaktur der Grünbacher Schloßbrauerei, zeigt der Absatz wieder steil nach oben.
Das süffige und handwerklich eingebraute Weißbier aus Grünbach ist derzeit in ganz Deutschland auf dem Vormarsch und durch seine differenzierende Geschmacksvielfalt voll im Trend der Zeit. Seither wurden nicht nur moderne neue Biere geschaffen, sondern vor allem auch historische Braurezepte aus der Anfangszeit der Weißbiere zu Ehren der damaligen Brauer wiederbelebt, nach unserem Motto:
Alte Braukunst neu erleben.